16. Januar 2020 / Allgemein

Holocaust-Gedenktag 2020

Montag, 27. Januar 2020, 12.00 Uhr, Willibrordi-Dom Wesel - freier Eintritt

von links: Pfarrer Albrecht Holthuis (Evangelische Kirchengemeinde Wesel), Ria Budde (Lehrerin), Dirk Timmermann (Schulleiter), Kreisdechant Stefan Sühling (Katholische Kirchengemeinde Sankt Nikolaus), Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Wolfgang Jung (Jüdisch-Christlicher Freundeskreis Wesel e.V.), Thomas Pawlowski (Koordinator für den Bereich Gesellschaftslehre) und Tanja Menninghaus (stellvertretende Schulleiterin)

Holocaust-Gedenktag 2020
Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 75. Mal.
Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Vereinten Nationen erklärten 2005 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Seit 2007 wird auf Initiative des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises e.V. in Wesel an diesen Tag erinnert. In den ersten Jahren wurde zur Erinnerung ein Kranz am jüdischen Mahnmal niedergelegt.
Seit 2010 beteiligen sich die weiterführenden Schulen an der Gestaltung dieses Tages.
Dem Jüdisch-Christlichen Freundeskreis e.V. war es ein großes Anliegen, die junge Generation in die Gedenkveranstaltungen einzubinden. Mit der Beteiligung und dem Engagement der Schulen ist das hervorragend gelungen.

Thema: „Das Leiden der Kinder in Auschwitz"

Seit einigen Wochen läuft in den deutschen Kinos der Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" (Verfilmung des gleichnamigen Romans von Judith Kerr). Der Film zeigt eine junge Familie, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 das Land verlassen musste. Dabei wird das Schicksal der kleinen Anna, jüngste Tochter der Familie, besonders hervorgehoben: bei der Flucht muss sie ihr geliebtes Stoffkaninchen zurücklassen. Nach mehreren Etappen gelingt es der Familie, in England einen „sicheren Hafen" zu finden.
Wie Anna mussten viele Kinder fliehen. Nicht alle schafften es. Viele von ihnen wurden wie ihre Eltern in Lagern deportiert und ermordet.

Auch in Auschwitz waren tausende Kinder eingepfercht und der Folter der KZ-Wärter schutzlos ausgeliefert.
Unter der Überschrift „Das Leiden der Kinder in Auschwitz" werden in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Am Lauerhaas in verschiedenen Vorträgen an die grausamen Schicksale der Kinder erinnern.
Zudem begleiten ein Chor sowie ein Musikensemble der Schule musikalisch die Veranstaltung.
Anschließend erhält die Schule eine Urkunde des Netzwerks „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"; das Netzwerk wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt.
Abschließend folgt der gemeinsame Lichtergang zum Mahnmal zur Erinnerung an die ermordeten Weseler Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, wo ein Kranz niedergelegt wird. Dabei wird ein Vertreter des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises Wesel e.V. eine kurze Ansprache halten.

Termin
Montag, 27. Januar 2020, 12.00 Uhr, Willibrordi-Dom Wesel - freier Eintritt

Organisation
Gesamtschule Am Lauerhaas, Stadt Wesel, Jüdisch-Christlicher Freundeskreis Wesel. e.V., Katholische Kirchengemeinde Sankt Nikolaus, Evangelische Kirchengemeinde Wesel

Jüdisches Leben in Wesel
Vor dem Holocaust gab es in Wesel eine lebendige jüdische Gemeinde. 1933 lebten in Wesel 152 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Ende 1943 gab es in Wesel keinen jüdischen Bürger / keine jüdische Bürgerin mehr. Gründe waren zunächst hauptsächlich Auswanderung und Flucht und von 1940 bis 1943 die Deportationen in die Konzentrationslager. Viele der ehemals in Wesel lebenden Jüdinnen und Juden wurden ermordet.

Erinnerungsarbeit in Wesel
Im Auftrag der Körber-Stiftung hat das Forschungsinstitut „forsa" eine repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung sowie Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren zum Thema Geschichtsunterricht durchgeführt. Unter anderem wollten die Forscherinnen und Forscher wissen, was Auschwitz-Birkenau war. Das Ergebnis ist alarmierend; vier von zehn (41 Prozent) Schülerinnen und Schülern (bundesweit) konnten keine Antwort darauf geben (Vgl. https://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/user_upload/koerber-stiftung/redaktion/handlungsfeld_internationale-verstaendigung/pdf/2017/Ergebnisse_forsa-Umfrage_Geschichtsunterricht_Koerber-Stiftung.pdf).

„Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung", fasste Theodor W. Adorno in seinem Beitrag „Erziehung nach Auschwitz" (1966) zusammen.
Die Zeit bringt es mit sich, dass die Zeitzeugen immer weniger werden. Umso wichtiger ist es, Jugendliche und junge Erwachsene für die Erinnerungsarbeit zu gewinnen. Sie verkörpern die Zukunft - aber sie müssen auch ihre Vergangenheit kennen. Daher ist es ein großes Anliegen des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises e.V. und der Stadt Wesel bei der Gestaltung der Gedenkveranstaltungen mit Schulen zusammen zu arbeiten.
Berührend und würdig haben Schülerinnen und Schüler der beiden Gymnasien und der Gesamtschule Am Lauerhaas die jeweiligen Gedenktage bisher gestaltet.
Die jungen Menschen haben mit ihren Lehrerinnen und Lehrern immer wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten und Interpretationen gefunden, um den Gedenktag würdig und angemessen zu begehen.

Motor dieser Erinnerungsarbeit ist der Jüdisch-Christliche Freundeskreis Wesel e.V. Zahlreiche Anstöße und Aktionen sind dem Freundeskreis zu verdanken. Unermüdlich hat er sich dafür eingesetzt, dass sich Menschen annähern, die sich einstmals als Täter und Opfer gegenüberstanden.
Er hat dazu beigetragen, dass der Grundstein gelegt wurde für Freundschaften, die bis heute bestehen.
Im Jahr 2016 wurde dem ehemaligen jüdischen Bürger Wesels, Ernest Kolman, die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Ernest Kolman kommt seit dem Jahr 1988, in dem sich die Pogromnacht zum 50. Mal jährte, regelmäßig nach Wesel. Er berichtet als Zeitzeuge über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und über die Gräueltaten während des Nationalsozialismus. Seinerzeit hatte die Stadt Wesel zum ersten Mal ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger eingeladen als Geste der Annäherung und Versöhnung.
In vielfältiger Weise wird in Wesel die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde wachgehalten.
So ist der 27. Januar in Wesel als Gedenktag an den Holocaust im Bewusstsein verankert. Auch die jährlichen Veranstaltungen zur Erinnerung an die Pogromnacht sowie die Verlegung der Stolpersteine sind wiederkehrende Termine, die auf großes Interesse stoßen.

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